DSDS – unberechenbare Staffel 8

Jurorin Fernanda Brandao sprach es an; diese achte Staffel der Castingshow DSDS (Deutschland sucht den Superstar) scheint tatsächlich unberechenbar zu sein. Dass schon vor oder zur Top15 Show bereits einige gute Sänger/innen herausfallen, war ja noch normal, aber dass gleich in der ersten Mottoshow eine Favoritin und von der Jury zur besten Sängerin gekürte Kandidatin (Sarah Engels) herausgewählt wird, war sicher nicht vorhersehbar und ein Schock für Viele. Genau so verwunderlich wie der klar weitergewählte Norman Langen mit seinen mehreren gravierenden Texthängern. Auch das Ausscheiden von Marvin Cybulski in der zweiten Mottoshow scheint angesichts mehrerer deutlich schlechterer Kandidaten wenig plusibel.

Erwartet wurde am Ende der zweiten Mottoshow von vielen Zuschauern sicher eher ein Abwatschen mindestens einer der sich mit Ohnmachtsanfällen abwechselnden Zickenkriegerinnen, die jedoch beide im Rennen blieben. Das versteinerte Gesicht der zuvor ob des eigenen Weiterkommens triumphierenden Anna-Carina Woitschack als klar wurde, dass nicht Konkurrentin Nina Richel ausscheidet, sondern Nicht-Tanzbär Marvin, wird sicher in Erinnerung bleiben. Eine weitere Überraschung brachte dann das Ausscheiden der angeschlagenen Nina Richel aus gesundheitlichen Gründen, aber die Gesundheit muss tatsächlich Vorrang haben. Es gibt schliesslich noch mehr Castingshows und eine gute Sängerin wird sicher trotz Rückschlag ihren Weg gehen.

Bestes Beispiel ist die in der ersten Mottoshow ausgeschiedene Sarah Engels, die im Vorjahr im Recall gescheitert ist (damals in Nina’s Alter) und in diesem Jahr mental deutlich gestärkt antrat. Für Sarah Engels nun als Nachrückerin für Nina Richel auf eine zweite Chance. Hatten wir bei den Recalls noch eine deutlich angespannte Sarah, die sicher auch nicht wirklich sympathisch herüberkam, erscheint die Rückkehrerin Sarah Engels wie ausgewechselt locker, offen und um Längen sympathischer. Der Druck scheint verflogen, denn als bereits herausgewählte hat sie das Schlimmste bereits hinter sich und kann nur noch gewinnen – selbst wenn sie schnell wieder gehen müsste.

Kommen wir zur dritten Mottoshow unter dem Motto „Frühlingsgefühle“:

Zazou Mall konnte an den doch deutlich besseren Auftritt in der letzten Show weder sängerisch noch tänzerisch wirklich anknüpfen. Während Jurorin Fernanda noch Potential sieht, redet Mitjuror Dieter Bohlen davon, dass er mehr nicht mehr erwartet. Wie auch immer, die süsse und ausgesprochen sympathische Schweizerin darf in der nächsten Mottoshow zeigen, ob noch mehr in ihr steckt. Der singende Doktor aus Ösiland, Marco Angelini, brachte die gewohnt solide Leistung und überzeugte durch einen perfekten Auftritt. Ardian Bujupi hatte offenbar mit der Tonhöhe seines Songs Probleme und legte diesen deshalb um einige Töne tiefer an. Trotz eines wirklich gefühlvollen Auftritts (etwas wenig Gefühl war ihm in der letzten Show attestiert worden), zeigte sich Dieter Bohlen ungehalten und prophezeite, es könnte eng werden.

Norman Langen hat nach seinem Texthänger der ersten Show und seinem „Nummer sicher“-Auftritt am letzten Samstag zu sich selbst zurückgefunden und legte einen sowohl soliden als auch fehlerfreien und sogar wieder lockeren Auftritt hin. Ihm den Texthänger der ersten Show nachzusehen, war also die richtige Entscheidung. Sebastian Wurth, der bei seinem Markenzeichen, mit zwei verschiedenen Turnschuhen aufzutreten, bleibt, lieferte mit nagelneuer Gitarre auch diesmal wieder einen perfekten Auftritt ab und dürfte als einer der Favoriten zu sehen sein.

Anna-Carina Woitschack wurde wieder einmal und unverständlicherweise von der Jury einhellig gelobt. Dabei war schon der Auftritt in der zweiten Show mehr genuschelt als gesungen und die Bewegungen wirkten mehr künstlich als locker – so auch diesmal bei dem Yvonne Catterfeld Song. Zudem hatte Anna nun mit Nachrückerin Sarah eine sowohl gesanglich als auch mental deutlich stärkere und sogar ausgeruhte Konkurrentin erhalten, als es die ausgeschiedene Nina gewesen wäre. Pietro Lombardi konnte sich durch weitgehende Textsicherheit und diesmal singen des kompletten Textes die zweite Hälfte des Zweihunderters aus der letzten Show ersingen. In der zweiten Show hatte Pietro statt zweier Strophen lediglich einunddieselbe zwei mal gesungen, was dem sympathischen Spassvogel aber niemand wirklich übelnimmt, nicht einmal der strenge Dieter.

Für Sarah Engels, die ihre Lektion sichtlich gelernt hat, wie wichtig es ist, von den Menschen auch angenommen zu werden, wurde das Comeback jedenfalls ein voller Erfolg. Alle frühere Anspannung war offenbar verflogen und das merkte man auch deutlich. Statt einer früher verbissenen und eher verschlossenen Sarah kam eine sympathische, offene und vor allem lockere und strahlende junge Frau zurück ins Rennen, die, da bereits ausgeschieden, nun nicht mehr verlieren, sondern nur noch gewinnen kann. Entsprechend wirkte auch der Auftritt nicht nur gewohnt perfekt gesungen, sondern diesmal sogar absolut locker und flüssig. Man merkte Sarah zu 100% an, dass sie nicht verkrampft und perfekt singen musste, sondern es locker und frei wie von selbst nur so sprudelte. Die bereits verloren geglaubte Chance, dass nach einigen Jahren endlich einmal wieder eine Frau den DSDS Thron erklimmen könnte, ist also wieder im Spiel.

Eines wird durch das Abstimmverhalten der Zuschauer allerdings klarer denn je. Es kommt nicht allein auf Können an, sondern vor allem auch darauf, welche Kandidaten wie viele Zuschauer zu erreichen und überzeugen in der Lage sind. Gut singen allein reicht also nicht, man muss sich auch gut verkaufen können, um genügend Stimmen zu bekommen.

Persönlich würde ich mir ein Finale zwischen Sarah Engels und Sebastian Wurth wünschen.

© 03.2011 Norbert Warnke

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