Geiz ist gar nicht geil

Die komplette „Geiz ist geil“-Mentalität der letzten Jahre ist Gift für unsere Wirtschaft, denn es kommt schon seit längerem generell nicht mehr darauf an, dass etwas seine Aufgabe möglichst gut erfüllt, sondern dass es möglichst wenig kostet. Was aber extrem wenig kostet, ist oft nicht mehr dazu in der Lage, die gestellten Aufgaben wirklich zu erfüllen und das, was daran eingespart wurde und noch viel mehr muss jetzt in Workarounds fliessen, die die Nachwirkungen der Billigpraxis möglichst kostensparend im Zaum halten.

Wir sehen es auch bereits seit Jahrzehnten in der Politik, dass ziemlich alles, was wegen Kostenersparnis eingeführt worden ist, unter’m Strich dann doch weit mehr an Folgekosten verursacht hatte, als tatsächlich eingespart werden konnte.

Einfaches Beispiel aus dem wirklichen Leben: Ein Paar Schuhe für 80 € hält 5 Jahre, ein Paar Schuhe für 30 € hält ein Jahr. Kosten für Schuhe in 5 Jahren mit 80 €-Schuhen = 80 € – Kosten mit 30 €-Schuhen in 5 Jahren = 150 €. Nebenwirkung: Kaputte Füsse und zusätzliche Einlagen und Pflegemittel werden benötigt, Schmerzen nicht mitgerechnet und Langzeitschäden durch falsche Belastung an Gelenken und Wirbelsäule auch nicht. Wo wurde hier gespart? – NIRGENDS, es wurden hohe Folgekosten produziert…

[aartikel]3928918486:left[/aartikel]Ähnlich ist es in der Wirtschaft und öffentlichem Dienst, denn Entlassungen, Privatisierungen und Arbeitslosigkeit sparen keine Kosten an Gehältern, sondern senken einmal die Kaufkraft und das Steueraufkommen und produzieren auf der anderen Seite hohe Zusatzkosten achon allein durch die Umsetzung von Änderungen, aber auch an Folgekosten für ausbleibende Effektivität.

Preiskämpfe und Dumpingaktionen (egal wo) fördern diese „Geiz ist geil“-Mentalität nur noch und im Endeffekt kostet jeder eingesparte €uro unter’m Strich vielleicht sogar 2 €uro und mehr an unmittelbaren und mittelbaren Folgen.

Wirtschaft kann nur dort funktionieren, wo der „Rubel“ auch tatsächlich rollt, wo investiert wird, statt eingespart und wo Kaufkraft geschaffen statt vernichtet wird. Wo niemand kaufen kann, können die Unternehmen auch ihre Waren nicht verkaufen und wer ohne Lohn auch keine Steuern zahlt (jeder Kauf bringt ja noch zusätzliche Steuern, die Lohn- bzw. Einkommensteuer ist ja nicht alles, was an den Staat fliesst!), kostet die Allgemeinheit auch noch. Wo soll denn hier die Ersparnis liegen, wenn, statt einiges einzunehmen, viel mehr ausgegeben werden muss, um nicht etwas auszugeben, von dem man den grössten Teil eh zurückbekommen würde…???

Wir haben hier also ein gesellschaftliches Problem!

Am meisten sparen wir, wenn wir überhaupt nichts kaufen und am meisten spart ein Unternehmen, wenn es überhaupt nichts leistet und alle Beschäftigten entlässt. So werden wir wieder zu einem Volk von Jägern und Sammlern, aber sollte das wirklich die Lösung für unsere zukünftigen Probleme sein…???

Sicher nicht! Wir müssen wieder zurück zu einem aufgaben- und lösungsorientierten Arbeits- und Kaufverhalten, denn bei einer Aufgabe sollte die Erfüllung und bei einem Kauf der Nutzen im Vordergrund stehen und nicht die Preisersparnis.

Wer am falschen Ende spart – den bestraft das Produkt…

© 05.2008 by Norbert Warnke

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