Managercoaching als MLM-Angebot?

Laut Werbung handelt es sich bei dem seit einiger Zeit beworbenen Angebot „ilearningglobal“ um ein Online-Portal mit den besten Coaches und Trainern der Welt im Network Marketing. Nach Angaben einiger Werber werden Coaches wie Brian Tracy, Bob Proctor, Bill Bartmann Schulungen über die folgenden Themen anbieten: Verkauf, Management, Psychologie, Marketing, Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung, Life-Balance, Geld-Themen, Wirtschaft, Zeitmanagement, Verhandlungen führen, Kunden-Gewinnung, Präsentation, Frauen im Geschäftsleben, Konflikte lösen, Rhetorik, Kommunikation, Networking, Kunden-Service und vieles mehr.

Klingt ja auf den ersten Blick gar nicht schlecht, aber ist diese Auswahl an Themen wirklich für eine breite Masse geeignet und damit für Network Marketing?

Eine kaufmännische Ausbildung nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen und kaufmännisches Grundwissen mit für Deutschland gültigen rechtlichen Gegebenheiten wird jedenfalls nicht angeboten. Grundwissen auch in gewerblichen und unternehmerischen Dingen wie Verbraucherrecht, Handelsrecht, Werberecht, bürgerliches- und Vertragsrecht, Grundzüge kaufmännischer und vereinfachter Buchführung und einigem mehr ist das, was ein Einsteiger dringender braucht als Coachings für Manager. Was mit jenem System angeboten wird, ist also nicht für Einsteiger geeignet, sondern nur für Personen, die bereits kaufmännisch vor- oder ausgebildet sind, ihr Unternehmen bereits aufgebaut haben und zu verwalten in der Lage sind.

Nichts gegen Managercoaching, aber das sollte sich bitteschön auch an Manager wenden und nicht an Menschen, denen die Grundbegriffe nicht einmal ausreichend geläufig sind. Über 90% aller Networker sind eben keine oder noch keine Manager und benötigen erst einmal ganz andere Dinge

Business bedeutet Geschäft. Wer ein Geschäft (Business) betreibt, muss die Voraussetzungen und Gegebenheiten kennen, die in dem Land gelten, in dem das Gewerbe betrieben wird und er muss wissen, was er hier in Deutschland darf und was nicht. US-Unternehmen versuchen ja immer recht gern, die in ihrem Land gültigen Gegebenheiten auf alle anderen Länder zu übertragen, scheitern allerdings oft genug daran, dass dann einige Dinge in unvorhergesehene Richtungen laufen. In erster Linie ist es also nötig, gerade die Dinge zu vermitteln, die auf das in dem Land gültige Umfeld abgestimmt sind, in dem sie angeboten werden. Den meisten Networkern mangelt es nämlich nicht an den in obiger Liste aufgeführten Dingen, sondern leider an kaufmännischer Vorbildung. Nicht zuletzt deshalb schaffen es leider zu wenige Networker, tatsächlich ein dauerhaft funktionierendes Geschäft aufzubauen und zu führen, wenn sie sich auf Dinge für „Fortgeschrittene“ konzentrieren, ohne über das erforderliche Grundwissen zu verfügen.

Jemand, der nicht oder nur ungenügend weiss,

– wie man Einnahmen und Ausgaben bucht,
– Kosten und Nutzen kalkuliert,
– was in seinem Marktsegment erlaubt oder verboten ist,
– was bei Vertrieb und Bewerbung welcher Produkte zu beachten ist,
– wie auf Verbraucherrechte zu reagieren ist,
– und einiges mehr,

dem nutzt auch keine Rhetorik oder Persönlichkeitsentwicklung etwas bei den Risiken, die er schon aus Unkenntnis ständig eingeht. Wer noch kein Manager ist, braucht auch keine Managerschulung, denn die macht ihn nicht zum Manager. Viel wichtiger sollte zuerst der solide Aufbau des eigenen Geschäfts sein.

Schulungen für Manager sind sicherlich sinnvoll für die passende Zielgruppe, aber absolut keine Massenprodukte und auch längst nicht für jeden Networker geeignet, dem man sie wahrscheinlich gern verkaufen würde, weil man schliesslich daran verdient.

Solche Angebote gehören kaum in einen MLM-Vertrieb. Allenfalls könnte man vielleicht ein mehrstufiges Affiliateprogramm für die Bewerbung nutzen, aber sollte nicht versuchen, Zielgruppen dafür zu gewinnen, für die das Angebot nur bedingt geeignet sind. Zuvor müsste allerdings noch geklärt sein, ob die zu vermittelnden Inhalte auch auf die hiesigen Gegebenheiten abgestimmt sind. Einiges, was in den USA üblich ist, kann sich hierzulande durchaus als rechtswidrig, sinnlos oder gar lächerlich erweisen. Das Angebot wird nach dem Start endgültig daran zu messen sein, wie es auf den Tatsächlichen Bedarf der Zielgruppen einzugehen imstande ist.

Dass man seine „Schularbeiten“ bis jetzt allerdings nicht sonderlich ordentlich gemacht hat, zeigt schon, dass nach Monaten der Werbung noch immer keine offizielle deutsche Webseite zu jenem Angebot existiert. Wie will man erst Menschen schulen, um deren Sprache man sich nicht einmal bemüht?

© 08.2009 by Norbert Warnke für mlm-network.biz

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